Wir haben Dr. Eva Kalbheim, die Autorin von zahlreichen für Dummies-Titeln wie Besser schlafen für Dummies, Gelassenheit lernen für Dummies und Selbstfürsorge für Dummies gefragt, ob sie nicht ein paar Tipps für uns hat:

Frau Dr. Kalbheim, wenn ich die Nachrichten einschalte, wird mir derzeit Angst und Bang. Wie kann ich es schaffen angesichts so vieler besorgniserregender Entwicklungen in der Welt nicht in Schwermut zu verfallen?

Sorgen und Ängste gehören zum Leben dazu und die Menschen gehen unterschiedlich damit um: Der eine informiert sich möglichst umfassend, die andere versucht sich abzulenken, ein Dritter zieht sich zurück. All diese Strategien sind angemessen, solange sie dazu beitragen, dass man nicht den Kopf verliert. Denn Panik hilft nicht bei der Angstbewältigung! Im Gegenteil, sie macht es nur schlimmer, denn das Gefühl von Hilflosigkeit und Ohnmacht steigt. Es gilt, einen eigenen Weg zu finden, die Sorgen unter Kontrolle zu bekommen. Horchen Sie in sich hinein und finden Sie heraus, was Sie jetzt brauchen, um körperlich und seelisch gesund zu bleiben. Sprechen Sie mit vertrauten Menschen, benennen Sie Ihre Ängste, sorgen Sie gut für sich. Nehmen Sie Informationen aus den Medien nicht ungefiltert und maßlos auf, sondern finden Sie eine gute Balance zwischen Information und Abgrenzung. Suchen Sie sich einen Bereich, in dem Sie aktiv werden können, um ein Gefühl von Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit zu bekommen. Vielleicht engagieren Sie sich in der Nachbarschaft oder einer Bürgerinitiative, spenden Geld oder Hilfsgüter, unterstützen Schwächere oder beteiligen sich an einer Demonstration.

Was kann uns helfen, den Kopf von diesen negativen Einflüssen freizubekommen?

Fokussieren Sie Ihre Aufmerksamkeit und Energie auf das, was Sie verändern können, und akzeptieren Sie, worauf Sie keinen Einfluss haben. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Familie und Ihre Freunde, denn in Gemeinschaft sind schwierige Situationen besser zu ertragen. Sprechen Sie nicht nur über besorgniserregende Dinge, sondern berücksichtigen Sie auch die guten Seiten Ihres Lebens. Kommunikation schafft Nähe und Vertrauen – beides brauchen Sie, um eine positive Sicht auf die Zukunft und die Welt zu behalten.

Haben Sie ein paar Tipps, wie Menschen auch in solchen schweren Zeiten ihre Lebensfreude behalten und fördern können?

Lebensfreude gewinnen Menschen aus unterschiedlichen Quellen. Dazu gehören zwischenmenschliche Beziehungen, die Natur, Hobbys, Sport, Körperpflege, leckeres Essen, geistige Nahrung wie Literatur, Kunst und Musik, die Horizonterweiterung durch Reisen und Sprachenlernen, Ruhe und Besinnung durch Meditation, spirituelle Erfahrungen und Religion, Nächstenliebe und der Blick über den eigenen Tellerrand. Nehmen Sie sich jeden Tag Zeit für Aktivitäten, die Ihnen guttun und Ihre seelische Balance erhalten. Achten Sie darauf, wann Ihre Batterien leerlaufen, und gönnen Sie sich immer wieder Pausen und Auszeiten. Wenn Sie gut für sich sorgen, haben Sie auch Kraft, um sich um andere zu kümmern! Auch die Unterstützung anderer Menschen erhöht Ihre Lebensfreude, denn sie gibt Ihrem Tun Sinn und vermittelt Ihnen das Gefühl, die Welt ein bisschen besser machen zu können.

Sorgen und Ängste können uns auch leicht um den Schlaf bringen. Können Sie uns etwas raten, was hilft, um auch in schwierigen Zeiten gut zu schlafen?

Schlaf ist unverzichtbar für die körperliche und seelische Gesundheit. Üben Sie ein Abendritual ein, das Ihnen dabei hilft, den Tag zu verarbeiten und ruhig zu beenden, um gelassen ins Bett gehen zu können: Nach einem leichten Abendessen verzichten Sie ganz bewusst auf an- uns aufregende Informationen - beschäftigen Sie sich lieber mit angenehmen und konfliktfreien Dingen, kommen Sie zur Ruhe und machen Sie kurz vor dem Schlafengehen noch einen kleinen Spaziergang. Dabei werden die Stresshormone in Ihrem Körper abgebaut und Sie tanken Sauerstoff. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Schlafzimmer kühl, dunkel, ruhig und gut belüftet ist. Wenn Sie zu nächtlichen Grübeleien neigen, legen Sie sich Papier und Stift neben das Bett und schreiben Grübelgedanken oder „to do’s“ auf, damit Sie sie aus Ihrem Kopf haben. Kuscheln Sie sich gemütlich ein und denken Sie an drei gute Dinge, die Ihnen an dem abgelaufenen Tag passiert oder begegnet sind. Seien Sie dankbar für diese guten Dinge und nehmen Sie sie mit in den Schlaf.

Über die Autorin

Dr. med. Eva Kalbheim ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Coach und Kommunikationsexpertin. Sie beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit den Auswirkungen von Stress, Anspannung und Krisen auf die Gesundheit. Hauptberuflich arbeitet sie als Chefärztin und stellvertretende Klinikdirektorin in der Spezialklinik Schloss Gracht, in der Menschen mit Depressionen, Burn-out, Angststörungen und Traumafolge-Erkrankungen umfassend behandelt werden. Sie hat außerdem eine Praxis für ärztliche Psychotherapie in Bonn. Darüber hinaus begleitet sie als Coach Führungskräfte, die ihre Work-Life-Balance verbessern, wirkungsvoller kommunizieren, sich besser selbst managen und ihre Mitarbeiter optimal führen möchten. Sie ist Autorin von "Besser schlafen für Dummies", "Den inneren Schweinhund bändigen", "Gelassenheit lernen für Dummies", "Resilienz für Dummies", "Meine Stärken entdecken und entwickeln für Dummies" und "So leicht geht Progressive Muskelentspannung für Dummies".